Für Freitag ist ein Wetterwechsel angesagt, also nutzte ich den Mittwoch für eine Tour in die Eifel. Überall beginnt schon die Laubfärbung, der Wald wartet geradezu auf den Herbst. Die Temperaturen waren aber eindeutig sommerlich. Bei meinen 18 km (davon knapp 15 km verwertbar) durch die Schönecker Schweiz kam ich ganz schön ins Schwitzen, obwohl mehr als zwei Drittel der Strecke im Schatten verliefen.
Nur zu gerne hätte ich die Tour im August mit Silke unter die Sohlen genommen. Das wäre aber mit den Mädels sehr anstrengend gewesen und wir hätten für Bathida unendliche Mengen an Wasser mitnehmen müssen. In der Karte sind zwar überall Bäche eingezeichnet, aber schon bei der letzten Wanderung an dieser Stelle schauten die Hunde ganz vorwurfsvoll ins ausgetrocknete Bachbett. Außer der Nims sind nämlich alle Bäche in Schönecken Schwindbäche.
Also nutzte ich den ersten kinderlosen Tag seit Weißnichtwann, jedenfalls einer gefühlten Ewigkeit, um ganz allein eine Recherche zu machen. Die Zwillinge fühlen sich im Kindergarten wohl und wurden von Oma abgeholt. Aurelia durfte mit einer Schulfreundin zum Schwimmen und Spielen mit nach hause fahren. Ein komisches Gefühl ist das: Ich stand ganz allein am Auto, keiner musste vor dem Start herausgehoben, gefüttert, gewickelt werden, keiner musste davon abgehalten werden, vor ein Auto zu laufen und ich musste im Rucksack nur die Sachen haben, die ich für mich ganz allein benötige. Das größte war, dass mir keiner in die Konzentration quatschte. So lustig Wanderungen in Gesellschaft sind und so gerne ich meine Mitwanderer als Fotomodelle nehme, so sehr habe ich es genossen, ganz allein zu wandern. Ich konnte Pausen machen, wo ich wollte. Ich konnte meinen Gedanken nachhängen. Es war wie ein Tag Wellnessurlaub für mich. Alles passte. Wirklich alles. Auch die Wanderhose. Wie gut, dass ich bei der TourNatur tief ins Portemonnaie gegriffen hatte, die neue Hose ist jeden Cent wert und hat den idealen Schnitt für mich. Dass schlecht sitzende Ausrüstung die Stimmung drücken kann, ist ja keine neue Erkenntnis, aber es stimmt!
An der Nims entlang erreichte ich den Wanderparkplatz Schönecker Schweiz, den ich schon von den Recherchen zur Via Coloniensis kenne. Sanft durch zwei Bachtäler gelaufen war die erste Hälfte der Strecke schnell geschafft, dann aber musste ich den schattigen Wald verlasen und in praller Sonne den Berg hinauf. Puh! Dort wurde ich mit Aussichten und einem netten Gespräch mit einem redseligen Pferd belohnt. An der Keltenfliehburg entlang lief ich ins Altburger Bachtal und erfreute mich an den blühenden Herbstzeitlosen auf den Wacholderhängen, bevor es noch einmal kurz und knackig zur Ruine der Burg Schönecken hinauf ging. Der Abstecher zur Burgkapelle beim Abstieg lohnt sich nach wie vor nicht, denn dieses Gotteshaus ist stets abgeschlossen und es hängen keine Öffnungszeiten aus. Naja, egal, für solch einen schönen Wandertag erschien es mir ohnehin passender, Gott in freier Natur für die Schönheiten in Flora, Fauna und Landschaft zu danken. Und das Beste kam zum Schluss: 50 m vor dem Ziel fand ich einen offenen Bücherschrank, den ich sofort plünderte. Darin zwei weitere Überraschungen: ein Bookcrossing-Buch und ein präpariertes Taschenbuch, das sich als Geocache entpuppte. So kommen meine vier Hobbies Wandern, Schreiben, Bookcrossing und Geocaching manchmal zufällig gemeinsam zum Zuge.
So eine Wanderung (mal abgesehen vom Notizenmachen) nur auf AutoPilot das ist sicher was feines.
Ich hoffe die heiße Wanne von der Du während unserer kleinen Eifelwanderungen geträumt hattest gibt es auch bald (oder gabs sie schon?), vielleicht bleibt jetzt ja auch wieder mehr zeit um ein Buch zu lesen und nicht „nur“ welche zu schreiben.
Für die Wanne war es mir bislang noch zu heiß, aber wir sind für nächste Woche fest verabredet. Stundenlang, mit Tee, Snack und Buch auf dem Wannenrand. Wenn das Wasser abkühlt, wird warmes nachlaufen lassen, bis der Warmwasserspeicher leer ist.