Im Auto auf dem Heimweg zum Hotel schneidet Aurelia plötzlich dieses Thema an.
„Oh, schade!“, denke ich, „so früh schon Realistin geworden. Ich hätte dir gerne noch etwas Zeit in der Welt der Wunder gegönnt!“
„Ach!“, sage ich laut, „Erzähl!“
„Ja, weißt du, Mama! Oma sagt ja immer, der Weihnachtsmann bringt die Geschenke. In der Schule sagen sie, Santa bringt die Geschenke. Du sagst, das Christkind bringt die Geschenke. Jeder sagt etwas anderes.“
Ich atme auf. das Thema ist etwas anders gelagert, als ich dachte. „Tja, das hängt davon ab, wo man geboren ist. Oma kommt aus der Mark Brandenburg, da ist der Weihnachtsmann aktiv. Santa kommt zu den Amerikanern, Briten, Iren, undsoweiter. Mein Papa, also dein Opa, kam aus der Eifel, und der hat mir erzählt, dass das Christkind kommt. Das ist verwirrend, oder?“ frage ich.
„Nö,“ ist die Antwort. „Ist doch ganz einfach. Denn du hast Recht! Ich weiß das! An dem Tag, an dem wir Weihnachten feiern ist Jesus (sie spricht es ganz niedlich in englisch: Dschises) geboren. Das ist ja das Christkind. Und wegen ihm gibt es Geschenke. Weil er aber noch ein Baby ist, müssen wir auspacken. So wie ich ja auch immer auspacke, wenn Nele und Cari etwas geschenkt bekommen.“
Das Leben ist sooo einfach, wenn man grade erst 5 Jahre als geworden ist. Ich beneide meine Tochter!
Am nächsten Tag, bei der nächsten Fahrt, kommen wir wieder auf das Thema zurück.
„Weißt du, Mama“, erklärt mir meine Welterklärerin, „es gibt ja auch nur dieses eine Christkind, das Weihnachten zu uns auf die Erde kommt. Aber überall stehen Weihnachtsmänner. Nicht DER Weihnachtsmann, sondern ganz viele.“
Wir sprechen noch lange über große, kleine, dicke, dünne, bärtige, krummnasige, nach Rasierwasser oder Schweiß stinkende, liebe, doofe, lustige, grimmige Weihnachtsmänner, die Aurelia schon überall gesehen hat. Am Ende sind wir uns einig: Santa ist der Aliasname vom Nikolaus. Dieser fliegt nach seinem guten Job Anfang Dezember von Europa nach Nordamerika, ändert seinen Namen und ist Ende Dezember der Chefhelfer vom Christkind mit Zuständigkeit Angelsachsen und Nordpol, er hat helfende Elfen an seiner Seite und – quasi als Subunternehmer – viele viele Weihnachtsmänner, die den Santa-Elfen gleich, dem Christkind im Rest der Welt zur Seite stehen und beim Verteilen der Geschenke helfen. Besonders hier in der Gegend könnte Santa ja auch gar nicht arbeiten, weil die meisten Kamine gar nicht mehr santa-gängig sind. Dünne Rohre für die Gasheizung versperren dem dicken roten Mann den Weg und in Häusern mit Fernwärme gibt es mitunter gar keinen Kamin mehr. Also müssen die Weihnachtsmänner andere Wege beschreiten und z.B. die Eltern auf einem Weihnachtsmarkt dazu bringen, ihren Kindern selbst die Geschenke zu kaufen.
Dein Kind wird mal ein super Manager…..
Oh my Lord „Dschieses“