
So beginnt das Rennsteiglied. Danach sind meine Mutter und ich aber nicht sehr textfest und singen immer „lalala“ bis wir endlich wieder beim Refrain laut losgröhlen können:
Diesen Weg auf den Höh’n bin ich oft gegangen,
Vöglein sangen Lieder.
Bin ich weit in der Welt habe ich Verlangen,
Thüringer Wald nur nach dir!
Das haben wir am vergangen Wochenende auch ausführlich getan, denn wir waren auf dem Rennsteig unterwegs. Wie es dazu kam, könnt ihr hier nachlesen (wahrscheinlich erst im Oktober).
In all den Jahren, die ich in Thüringen arbeitete, konnte ich keinen Fuß auf den Rennsteig setzen. Beruflich pendelte ich zwar oft zwischen meiner Dienststelle in Meiningen und dem Ministerium in Erfurt. Dabei führte mich mein Weg über Oberhof, aber für mehr als einen kurzen Stopp an einer Bratwurstbude reichte die Zeit nie.Ich wäre zu gerne einmal auf dem Rennsteig gewandert, aber es sollte wohl nicht sein. An den Wochenenden war ich ja immer im Rheinland, weil mir meine DRK-Kollegen einredeten, ich sei als Ausbilderin unabkömmlich…

Also war es am Samstag und Sonntag für mich irgendwie komisch, „Diesen Weg auf den Höh’n bin ich oft gegangen“ zu singen, denn es war ja faktisch das erste Mal. Aber es fühlte sich trotzdem richtig an, weil ich es mir schon soooo oft gewünscht hatte.
Zweimal hatten wir das spontane Gefühl von Echo, bis wir merkten, dass Wanderer hinter uns spontan mit sangen, bevor sie uns überholten. Unterwegs gab es so viele Schnecken, Spinnen, Ameisen, Stöckchen, Zapfen, Gräser und anderen Kleinkrams zu entdecken, dass jeder noch so langsame Wanderer uns spielend überholte. Nicht wichtig, denn der Weg war ja unser Ziel.
Auch der Rennsteigwanderergruß „Gut Runst“ kam mir locker von den Lippen. Ich erinnerte mich dabei immer an das „Berg frei!“ der Naturfreunde und das „Buon Camino!“ der Pilger. Ein gemeinsamer Gruß gibt im Wald ein unerwartetes Gefühl der Zugehörigkeit.

Leider spielte das Wetter nicht mit. Sowohl auf dem großen Inselsberg (am Samstag), als auch am Grenzadler (am Sonntag) lauerten die dunkelgrauen Wolken. Jeweils wenige Minuten nach unserem Start kamen wir in den Regen. Wie gut, dass ich für die Kinder Gummistiefel und Regenanzüge mitgenommen hatte. Mich hielt die Wanderjacke trocken und meine Mutter fand unter dem neuen Wanderschirm (Danke, Dieter!) guten Schutz.
Während meine Mutter „Hier ist es ja Mitte September kälter als bei uns im tiefsten Winter!“ jammerte, warfen die Mädels in Regenpausen sofort alle Regensachen von sich. Bathida genoss das kühle Wetter, sie rannte und tobte munter durch das Gras und Unterholz. Neufis sind eben typische Winterhunde. Einig waren wir uns nur darüber, wie gut eine heiße Thüringer Rostbratwurst frisch vom Grill schmeckt.
Was ich vor diesen wenigen Schritten auf dem Rennsteig nie erwartet hätte, ist nun Realität: Ich habe Fernweh nach Thüringen. Damit ist vielleicht nicht der Freistaat Thüringen gemeint, aber bestimmt der Thüringer Wald mit seinem Rennsteig.
Wenn die Kinder größer sind und ich einmal eine freie Woche habe, werde ich den Rennsteig komplett laufen. Er ist immerhin der älteste Weitwanderweg Deutschlands und führt durch herrliche Landschaft. Es zieht mich zu ihm hin und ich kann nicht widerstehen. Bis dahin muss ich aber noch etwas an meiner Kondition tun. Nicht dass der Weg vom Rennsteig zum Schlurfsteig oder gar zum Kriechsteig wird…








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