*Werbung durch Produktnennung*
Wer zweisprachige Kinder hat, kennt das Problem:
In welcher Sprache soll vorgelesen werden? In der Muttersprache? In der Vatersprache? In der Familiensprache? In der Lieblingssprache der Kinder? Falls letzteres – sind sich die Kinder einig?
Bei uns kommt hinzu, dass wir in der Familie alle Deutsch-Muttersprachler sind, sich die Kinder aber im Englischen wohler fühlen. Lese ich nur englische Bücher vor, mault die Kinderärztin über einen zu großen Abstand beider Sprachkompetenzen. Bei englischen Büchern mag Oma nicht vorlesen. Und kein Vater dieser Welt braucht den Satz: „Papa, lass es! Du kannst kein Englisch!“ aus dem Mund einer Dreijährigen. Lese ich in Deutsch vor, maulen die Kinder.
Unsere Lösung sind zweisprachige Bücher. Oma und Papa lesen in Deutsch vor, ich in beiden Sprachen vor. Bilderbücher nimmt Aurelia auch gerne für ihre Leseübungen. Je nachdem, ob sie noch für Deutsch oder für Englisch Lesehausaufgaben machen muss, liest sie den deutschen, den englischen oder beide Texte des Buchs.
Es gibt bei genauerem Hinsehen sogar eine große Auswahl zweisprachiger Bücher. Unser erstes War der Klassiker „Die Raupe Nimmersatt“, danach folgten zahlreiche Bücher aus der Edition bi:libri. Bei diesem Verlag kann man sich sogar aussuchen, ob man – statt Deutsch und Englisch – vielleicht auch mit Französisch, Griechisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch und sogar Arabisch kombiniert. Eins davon hatte ich euch ja schon vorgestellt: Das Allerwichtigste.
Gestern hatten wir in diesem Zusammenhang einen besonderen Spaß: Ich hatte bei der Suche nach schönen Dingen für unseren walisischen Stand beim International Day ein zweisprachiges Buch Walisisch – Deutsch gefunden. Vor einiger Zeit hatte ich Bin ich klein? Ydw i’n fach? gekauft, weil ich es so unfassbar gut fand, dass es sogar ein deutsch-walisisches Buch auf dem Markt gibt. Die niedliche Geschichte von Philipp Winterberg mit den bezaubernden Illustrationen von Nadja Wichmann wurde bereits in 100 Sprachen übersetzt, zwischen Afar und Zulu fand sich tatsächlich auch Walisisch!
Aurelia versuchte es zu lesen und erstickte fast bei den vielen Ll W Y – Lauten. Also las ich ihr eine Zeile in Walisisch vor, sie lachte sich kaputt und stellte fest, dass sie die nächste Zeile (deutsch) lesen konnte. Also lasen wir abwechselnd das gesamte Buch in Walisisch und Deutsch.
Die Geschichte ist so simpel wie schön: Ein kleines Mädchen – Halt! Ist sie wirklich klein? – macht sich auf den Weg, um herauszufinden, ob sie wirklich klein ist. Die Meinungen gehen auseinander. Je nach eigener Körpergröße wird sie als klein, groß, gigantisch, winzig,… bezeichnet. Am Ende sind sich alle einig: sie ist genau richtig!
Ohne das Gefühl, das Lesen geübt zu haben, klappte sie lachend das Buch zu, trug es zu ihren Schwestern und las ihnen den deutschen Text erneut vor.
Wie schön, sie ist auf dem richtigen Weg. Das war ein Buch, das sie auch reiner Neugier und Freude gelesen hat – und nicht, weil die Deutschlehrerin es von ihr fordert.
1 thought on “Buchtipp: Ydw i’n fach? – oder: Zweisprachiges Lesen und Vorlesen”