Ich möchte euch heute eine meiner Lieblingswanderungen in dem Buch Rhein, Ahr, Erft. Wanderungen für die Seele* vorstellen. In einigen Gesprächen habe ich erfahren, dass nicht jeder von euch tief in die Buchenwälder der Eifel fahren möchte, um wandern zu gehen. Deshalb nehme ich euch mit nach Grevenbroich, wo sich Wandern, Kultur und Natur prima kombinieren lassen.
Der Startpunkt ist prima zu erreichen und die Strecke ist herrlich grün, obwohl ihr mitten in der Stadt unterwegs seid. Also: in die Schuhe, fertig, los!
Die Eckdaten:
– Rundweg, 8 Kilometer
– 32 (!) Höhenmeter
– 2,5 Stunden
– Wanderwege durch Parklandschaft, Gehwege im Ort
– beste Wanderzeit ganzjährig
– ÖPNV: DB*, Bahnhof Grevenbroich
– Parken: Parkplatz am Bahnhof Grevenbroich, Von-Goldammer-Straße, 41515 Grevenbroich (GPS: 51.09432, 6.581175)
Der Weg
Wir starten auf dem Grevenbroicher Bahnhofsvorplatz schon gleich mit guter Laune, denn die Skulptur eines abgehetzten Pendlers erinnert uns daran, dass wir heute nicht ins Büro müssen. Mit diesem Gefühl der Dankbarkeit schalten wir das Herz auf Empfang und überqueren den Platz diagonal. An der Kreuzung folgen wir links der Bahnhofsstraße, halten uns am Platz der Deutschen Einheit links und gehen etwa 200 Meter geradeaus, bis wir die Brücke über den Erftflutgraben sehen.
Diese überqueren wir aber nicht, sondern nehmen davor den Pfad parallel zum Erftflutgraben. Nach etwa 200 Meter trifft er mit der Erft zusammen, wir bleiben auf Geradeauskurs, ebenso an der Holzbrücke (sie ist eine Abkürzung zur Apfelwiese). Geradeaus wandern wir dort weiter auf dem Hans-Gottfried-Bernrath-Weg, hier verläuft auch ein Jakobsweg.
Offiziell heißt die Schutzhütte, die wir nun erreichen, Waldesruh. Wir amüsieren uns über den perfekt zur Dekoration der Hüttenwände passenden Kosenamen Biertempel, gehen noch etwa 70 Meter auf dem Jakobsweg und nehmen hinter der Bachbrücke rechts den Weg auf der Holzbrücke über die Erft. Direkt hinter der Erft folgen wir links dem urigen Pfad am Erftufer entlang und gehen an der Gabelung° links.
Im Sommer haben wir auf diesem krautig zugewachsenen Pfad die Wahl: (1) wir tragen lange Hosen, (2) mit Shorts lassen wir uns diesen Wegabschnitt entgehen und gehen an der Gabelung° rechts, oder (3) wir sehen es als Heilspaziergang, denn die Brennnessel hilft gut bei schlecht durchbluteter Haut oder rheumatischen Gelenkbeschwerden.
Mehrere idyllische Buchten und winzige Lichtungen lassen uns immer wieder innehalten. Das langsam und gleichmäßig fließende Wasser der Erft beruhigt uns. Wo die Mönchsgrasmücke ihr fröhliches Lied singt, finden wir vielleicht unseren ganz privaten Kraft-Ort.
Der Naturpfad endet nach einem winzigen Aufstieg an einem Teerweg, dem wir nach rechts durch offene Landschaft folgen. In der Wohnsiedlung biegen wir rechts in die Montanusstraße und folgen an deren Ende dem geradeaus weiter führenden Schotterweg.
Am Ende eines kleinen Waldstücks entdecken wir rechts das Ettlrad, links von uns liegt die Apfelwiese, beides Relikte der Landesgartenschau von 1995.
Herbstspielereien
an der Villa Erckens
Wir umrunden die Apfelwiese nach links und laufen an der Erft entlang zu einer Metallbrücke mit einem Blick auf ein Erftwehr und das Museum Villa Erckens*. Wir halten uns links von der Villa und laufen unter der Straße Ostwall hindurch auf einem Parkweg in die Grevenbroicher Innenstadt.
Hier können wir unsere Vorräte auffüllen oder im Schatten der Linden im Eiscafé Orli* ein fruchtiges Eis, eine wärmende Trinkschokolade oder einen köstlichen Cocktail genießen. Die Einheimischen gehen „bei Mimmo“, das ist die in Mittelitalien übliche Koseform von Domenico. Die Bedienung konnte mir nicht sagen, ob der Inhaber so heißt oder ob er aus der Toskana stammt, wo Mimmo „kleiner Junge“ heißt. In jedem Fall kann er ganz köstliches Eis machen.
Wir überqueren die Bahnstraße (nach rechts geht es zurück zum Startpunkt) und flanieren geradeaus auf der Karl-Oberbach-Straße am Erftufer entlang bis zum Kanzlerdenkmal. Hier gehen wir rechts über die Eulenturmbrücke und dahinter – noch vor der Christuskirche – links. Auf dem Uferweg umrunden wir die Mühleninsel zur Hälfte, das heißt, wie nehmen an zwei Gabelungen jeweils den linken Weg.
Mühle Kamper Schloss Grevenbroich
Hinter einem langen Holzgeländer laufen wir links weiter zu einem Gewässer, das wie ein Mühlteich aussieht. Das ist die Erft, sie fließt hier breit und sanft am Alten Schloss und der Mühle Kamper entlang. Wir bleiben in Ufernähe auf dem Schotterweg und gehen hinauf zum Schlossplatz, dort schwenken wir nach links und schreiten durch das Schlosstor. Vor der Erftbrücke nehmen wir den nach rechts führenden Weg und passieren die Villa Krüppel, in der sich das Standesamt befindet.
Der Weg macht einen Rechtsbogen zum Schlossbad. Dort geht es nach links über die Erft und dahinter rechts durch die Straße Im Bend weiter. An der Gabelung nehmen wir den linken Weg (rechts über die Erft lässt sich der Weg um 1,8 Kilometer abkürzen) und gehen auf Höhe des Wehrs an der Wegkreuzung geradeaus durch den rauschenden Pappelwald und unter der Bahnbrücke hindurch.
Etwa 400 Meter hinter dem Wehr folgen wir an einer Sitzbank rechts der Wegmarkierung X, sodass wir weiter am Ufer der Erft bleiben. An der nächsten Gabelung gehen wir rechts Richtung Wildfreigehege und überqueren rechts auf der Metallbrücke die Erft. Direkt hinter der Brücke gehen wir wieder rechts und erreichen das Tiergehege.
Im lichtdurchfluteten Wald beobachten wir Wild- und Haustiere in ihren (fast) natürlichen Lebensräumen. Je nachdem, wie lang wir unseren Abstecher ausfallen lassen, sehen wir Heidschnucken beim Grasen zu und staunen über die schiere Kraft der Dexterrinder. Wasservögel ziehen ihre gemütlichen Bahnen und Wildschweine schubbern sich an den Bäumen.
Nun folgen wir dem Schotterweg auf der rechten Seite der Schutzhütte, er führt uns durch alle Flussbiegungen neben der Erft zurück zur Bahnbrücke. Dahinter entfernen sich am Wehr zunächst der Flutgraben und dahinter der Wildwasser-Übungskanal links von der Erft. Wir halten uns nah am Ufer des Flutgrabens, er passiert auf Höhe der Kanu-Slalomstrecke Evita Beach*. Der feine Sand der Lounge lässt an einem sonnigen Tag wohlig-warme Urlaubsgefühle aufkommen. Adieu Alltag!
Direkt dahinter entdecken wir eine riesige Kletterspinne, die nur zu sehr zum Klettern verlockt, was aber leider nur bis 14 Jahre erlaubt ist. Rechts geht es nun über die Brücke, dann links auf der Schlossstraße und hinter der nächsten Kreuzung geradeaus auf dem Schotterweg am Kanalufer weiter. Er endet an der Montzstraße, hier gehen wir links über die Kanalbrücke und an der Ampel rechts zum Kreisverkehr am Platz der Deutschen Einheit. An dessen entferntem Ende gehen wir halblinks auf der Bahnhofsstraße zurück zum Startpunkt.
* Werbung? Ja, sicher! Durch Nennung von Namen, Marken und Produkten. Unaufgefordert, unbezahlt, aber voller Überzeugung.
Ihr konntet Einkehren? Oder war das voriges Jahr?
Das war sogar im Herbst 2018, bei den Recherchen für das Buch. Jetzt um die Zeit hätten wir auch kein Fallobst fotografieren können
Tolle Wanderung. Wir müssen uns jetzt mit Erinnerungen „über Wasser“ halten und dann alles nachholen. Erst in Deutscland und irgendwann auch wieder im Ausland