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Zwillingslaternen

Sonne, Mond und Sterne.

Ich habe es schon wieder getan: gesungen, obwohl ich meiner Tochter dabei peinlich war. Letzten Donnerstag als Laternenfest bei den Zwillingen, diese Woche Mittwoch bei Aurelias Martinszug.

Eine beachtliche Menschenmenge schob sich trotz Regen und Kälte durch die Straßen Rondorfs, schmetterte die mühsam aus dem Gedächtnis zusammengeklaubten ersten Strophen der St.-Martins-Lieder…

Der Regen war den Kindern ziemlich egal. Es gibt ja Matschanzüge und Gummistiefel. Und es ist eine englische schule, da gejört es quasi dazu… Die Mädchen aus Aurelia Gruppe schauten ehrfürchtig hinauf zu dem Jungen auf dem Pferd, er ist schon acht Jahre alt, wie mir meine Tochter verriet. Im Gespräch mit ihren Freundinnen fiel mehrfach das Wort „hero“..

20161109_182948Die Zwillinge quatschten jeden Zugteilnehmer mit „hallo“ an. Ach beim hundertsten „hallo“ hatten sie noch gute Laune. Bei der Aufstellung, während des Zuges und auch noch danach am Martinsfeuer und in der Kantine beim Verteilen der Weckmänner. Dort durften sie auch endlich aus dem Buggy und suchten sich neue Gesprächspartner. Am Ende fand ich Nele bei einer indischen Schülerin und Cari bei einer afrikanischen Mutter.

Aurelias Freunde haben polnische, deutsche, russische, US-amerikanische, italienische, englische, tschechische, schottische, niederländische, pakistanische, schweizerische, japanische, kanadische, türkische, indonesische Wurzeln oder Pässe. Das ist ihnen aber herzlich egal.

Was würden sie wohl sagen, wenn sie den ganzen Wahnsinn dieser Welt jetzt schon verstünden? Zu Selbstmordattentätern in Afghanistan. Zu Bomben in Syrien. Zu einem neu gewählten US-Präsidenten, der für seine menschenverachtenden Ansichten gewählt wurde und dessen Wahlversprechen voller Fremdenfeindluchkeit, Hass, Mauern… war.

Ich fühle sich so machtlos und fürchte den Tag, an dem ich beginnen muss, die Fragen meiner Kinder zu beantworten. So wenig kann ich für sie tun: ich kann sie nur stark machen und ihnen fürs Leben mitgeben, dass Freundschaft und Zusammenhalt nichts mit Nationalität, Glaube oder Hautfarbe zu tun hat – egal was irre Hetzer erzählen.

Ist doch eigentlich ganz einfach: wer seinen Mantel mit einem Fremden teilt, wird Jahrhunderte später noch besungen. Kriegstreiber, Hassprediger, Fremdenfeinde und Sexisten nicht.

3 thoughts on “Laterne, Laterne, …

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