Endlich ist in unserem Garten der Rhabarber reif. Wir haben sofort den Maifeiertag genutzt, um Rhabarberkuchen zu backen. Hier die Anleitung für viereinhalb Bäckerinnen und etwa 15 Portionen (freihändig mitgeschrieben):
1.) Mit Kind 1 durch den Regen flitzen und 1,2 kg Rhabarber ernten.
2.) Kind 1 ein Pflaster kleben, weil es bei der Berührung des Quittenbaums eine stecknadelspitzengroße Verletzung davon getragen hat.
3.) Kind 2 und 3 trockene Sachen anziehen (die beiden wollten auf Socken bzw. Strumpfhosen beim im Garten helfen kommen)
4.) 400 g Mehl in eine Schüssel sieben.
5.) Rhabarberschwertkampf aus der Küche in den Flur verlagern.
6.) Die im Eifer des Schwertgefechts herabgefallende Mehlschüssel aufheben.
7.) Den Hund mit Handstaubsauger und Bürste von Mehl befreien.
8.) Mehl neu auswiegen und neu sieben.
9.) 300 g Zucker, 1 Tüte Vanillezucker, 1 Prise Salz und 1 Messerspitze Zimt hinzugeben.
10.) Die heruntergefallene Zimtdose aufheben und „Zimt“ auf den Einkaufszettel schreiben.
11.) Kind 2 trösten, weil es auf dem nassen Küchenfußboden ausgerutscht ist nachdem es eigenständig mit Spülen angefangen hatte. Fußboden trocken wischen, Kind 2 trocken anziehen.
12.) 300 g kalte Butter in kleine Stücke schneiden, mit dem Mehl vermischen und zwischen den Handflächen zu groben Bröseln verreiben.
13.) Eigene Hände waschen, Kind 1 zum Händewaschen schicken, Kind 2 Hände und Gesicht waschen, Kind 3 Hände und Ohren waschen (dabei vorsichtig mit Wattestäbchen einen Brösel aus dem linken Ohr entfernen).
14.) Kind 1 mit einem Tellerchen Streusel zur Oma schicken und restliche Streusel kalt stellen.
15.) Scherben des aus dem Kühlschrank gefallenen Marmeladenglases aufkehren und den Boden wischen.
16.) Das stinkende Kind 3 wickeln. Gleichzeitig dem Kind 1 zum wiederholten Male erklären, dass das ihr vertraute Wort Rhubarb auf Deutsch Rhabarber und nicht etwa Rabarbara heißt.
17.) Backofen auf 180°C vorheizen.
18.) Hund beruhigen, der von herabfallenden Backblechen fast erschlagen wurde.
19.) Backblech mit Backpapier auslegen.
20.) Rhabarber in 2 cm dicke Stücke schneiden.
21.) Kind 2 die Filzstifte wegnehmen und für das tolle Gemälde auf dem Backpapier loben.
22.) Backblech mit Backpapier auslegen.
23.) 400 g Mehl und 7 g Backpulver versieben.
24.) Die Backofentemperatur wieder auf 180°C einstellen. Dem Argument von Kind 1 zustimmen, dass 250 eine viel schönere Zahl ist und erklären, warum wir trotzdem nur auf 180°C einstellen.
25.) 250 g weiche Butter mit 280 g Puderzucker, 1 Päckchen Vanillezucker und 1 Prise Salz cremig rühren.
26.) Kind 3 beruhigen, das Angst vor dem Mixer hat.
27.) Die Tür öffnen und der Nachbarin ein vorvorgestern von DHL gebrachtes Paket übergeben.
28.) Kind 1 darauf hinweisen, dass Eier über einer Schüssel aufgeschlagen werden und nicht über dem Eierkarton und auf der Arbeitsplatte.
29.) Arbeitsplatte und Fußboden wischen.
30.) 3 Eier bei der Oma schnorren.
31.) 5 Eier unter die Buttermasse mischen und sehr schaumig rühren (Handmixer etwa 10 min.)
32.) Kind 3 beruhigen, das Angst vor dem Mixer hat.
33.) Mit Kind 1 einen Chai Latte teilen, Kinder 2 und 3 mit Wasserbechern versorgen.
34.) Das stinkende Kind 2 wickeln.
35.) Mehl-Backpulver-Mischung und etwa 150 ml Milch abwechselnd einrühren.
36.) Streit zwischen Kind 1 und 2 schlichten, wer denn das Mehl und wer die Milch beifügen darf.
37.) Kind 3 davon abhalten, zwischen die Rührer zu packen und loben, dass es keine Angst mehr vor dem Mixer hat.
38.) Teig gleichmäßig auf das Backpapier streichen.
39.) Ein neues Langarmshirt für Kind 1 holen, das den Schritt 38.) mit vollem Körpereinsatz durchgeführt hatte. Seine Frage „Wie heißen diese Stangen nochmal?“ erneut beantworten und das Kind trösten, weil es inzwischen das englische Wort dafür auch nicht mehr weiß.
40.) Vor dem Spülen der Backutensilien die Kamera und eine weitere Stange Rhabarber im Spülwasser entdecken, herausfischen, mit klarem Wasser abbrausen und schneiden. Sich währenddessen darüber freuen, dass die Kamera wasserdicht ist.
41.) Rhabarberstücke gleichmäßig auf dem Teig verteilen.
42.) Kind 1 zum Hände- und Haarewaschen schicken, nachdem es die Rührschüssel mit der Zunge ausgeleckt hat.
43.) Teigreste aus dem Fell des Hundes entfernen. Diesen zu seinem eigenen Schutz in den Garten schicken.
44.) Streusel gleichmäßig auf dem Rhabarber verteilen.
45.) Den Ausruf „Barber bah!“ von Kind 3 bestätigen und Kind 1 dafür danken, dass es das angebissene ausgespuckte Rhabarberstück aufhebt.
46.) Kuchen in die mittlere Schiene schieben und 55-60 Minuten backen.
39.) Kind 2 umziehen, das sich sein Wasser über Shirt und Hose gekippt hat.
40.) Mit dem Hund schimpfen, weil er regennass aus dem Garten kommt und sich ausgerechnet in der Küche schütteln muss. Innerlich mit mir selbst schimpfen, weil ich die Terrassentür nicht hinter ihm zugemacht habe.
41.) Kind 3 trösten, das in der Hundeschüttelwasserpfütze umgekippt ist.
42.) Alle Schränke trocken wischen.
43.) Spülen.
44.) Kamin anzünden.
45.) Den köstlich duftenden Kuchen aus dem Ofen nehmen, Oma um zwei Tassen Kaffee für sich und mich bitten. Kuchen schneiden und zu sechst (Kind 2 füttert nämlich den Hund) genüsslich den noch warmen Kuchen essen. Dabei entspannt ins Kaminfeuer schauen und sich des Lebens freuen.
Herrlich.
Alles glatt gegangen beim Backen.
Ich liebe verregnete Feiertage, an denen ich Zeit habe, mit und für meine Familie zu backen. Wie schön, dass sie (noch) so gerne helfen. Nicht auszudenken, ich hätte das alles allein machen müssen.
So, und jetzt rechnet ‚mal hoch: Das war nur ein profaner Blechkuchen. Bei Karlchen und Karlita hatten wir zwar den Hund nicht dabei, aber die Anleitung wäre mehr als doppelt so lang geworden…
P.S. Kursiv, fett und rot markiert sind die Arbeitsschritte für Menschen, die ohne Kinder und Hunde backen
Und jetzt Allee: https://www.youtube.com/watch?v=gG62zay3kck
Der Artikel hat mich irgendwie daran erinnert: wie man der Katze eine Pille gibt.
Ich sitze hier laut lachend vor dem Klapprechner. Was für eine tolle Quatschgeschichte.
You made my day!
Prost!
Ich möchte nicht wissen, wie lange die Sprecherin dafür geübt hat. Hörte sich herrlich leichtfüßig an
Vielleicht auch schon Quatsch für Kind eins.
Ich zeige es ihr in jedem Fall nachher ‚mal
… und das alles natürlich in einer halben Stunde!!! Haha, ich sehe das so richtig vor mir.
Lg
Heike
*lachtränenindenaugenhab*
Ich bewunder dich, dass du bei all dem die Kinder mitmachen lässt. Ich habe dazu nicht die Nerven und backe lieber allein (den Kuchen teile ich dann aber 😉 ) oder lasse höchstens 1 – 2 Kinder mitmachen.
Immerhin teilst du den Kuchen 😉