Gesetze regeln das Zusammenleben von Menschen. Das Kölsche Grundgesetz kann aber noch viel mehr: Es hilft dir in fast jeder Lage und macht das Leben leichter. Bei so viel Lebensweisheit stört es dich sicherlich nicht, dass es kein offizielles Gesetz ist, sondern einfach nur die Lebenseinstellung der Kölner beschreibt.
Als gelernte Juristin (also bitte korrigiert mich, wenn ich bei medizinischen Themen vielleicht Quatsch erzähle) konnte ich es mir nicht verkneifen, euch die einzelnen Artikel im Lichte der aktuellen Lage zu kommentieren:
Artikel 1 Et es wie et es!
= Es ist, wie es ist!
Sieh den Tatsachen ins Auge.
Ein ganz fieser Virus hat sich weltweit in den Lungen der Menschen eingenistet. Das hat auch Auswirkungen auf dein Leben und deine Komfortzone. Du kannst es nicht ändern, ob du dich nun aufregst oder nicht.
Artikel 2 Et kütt wie et kütt!
= Es kommt wie es kommt!
Habe keine Angst vor der Zukunft.
Mit zu viel Angst kannst du keine richtigen Entscheidungen treffen. Zu große Zukunftsangst ist wohl nach Einschätzung mancher Ärzte sogar dazu in der Lage, das Immunsystem zu schwächen.
Artikel 3 Wat fott is, is fott!
= Was weg ist, ist weg!
Trauere nicht den Dingen oder Chancen nach.
Sie kommen durch Jammern und Wehklagen auch nicht wieder. Die meisten von uns verlieren etwas durch das Virus. Sei froh, wenn es nur ein Effzeh-Spiel, ein Konzertbesuch, eine Geburtstagsfeier oder ein Osterurlaub ist. Es gibt Menschen, die ihr Leben an das Virus verlieren oder Konkurs anmelden müssen.
Artikel 4 Et hätt noch immer jot jejange!
= Es ist noch immer gut gegangen!
Sei gelassen, wenn du in eine schwierige Situation kommst.
Es gibt fast immer einen Ausweg, also schau optimistisch in die Zukunft. Weltweit wird mit Hochdruck an der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen gegen das neuartige Virus geforscht. Unser Gesundheitssystem arbeitet mit aller Kraft an der Eindämmung der Krankheit und die meisten Menschen sind vernünftig genug, um dich nicht unnötig zu gefährden.
Artikel 5 Et bliev nix wie et wor!
= Es bleibt nichts wie es war!
Sei offen für Neues, Änderungen sind etwas völlig Normales.
Wir bekommen einen Eindruck davon, ob Homeoffice und Homeschooling zu unserer Familie passt. Andere stellen fest, dass man am Wochenende auch den Indoor-Spielplatz durch eine Märchenwanderung ersetzen kann. Und ist es nicht schön, dass nun endlich alle wissen, für welch fantastische Tätigkeit sich Wasser und Seife kombinieren lassen?
Artikel 6 Wat willste maache?
= Was willst du machen?
Füge dich in dein Schicksal.
Es gibt Dinge, die du nicht ändern kannst. Auch durch größte Aufregung deinerseits wird die Coronakrise nicht einen Tag früher zu Ende gehen.
Artikel 7 Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet!
= Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, weg damit!
Sei wachsam und kritisch, wenn plötzlich zu viel geändert werden soll.
Warum z.B. sollte mit einer Aussetzung des Schulbetriebs auch der Lehrbetrieb ausgesetzt werden, wie es einige Eltern nun fordern? Selbst wenn ich in Vollzeit berufstätig bin, ist es für größere Kinder ein guter Schritt in das selbständige Lernen der Oberstufe / Uni und gibt es bei kleinen Kindern eine Betreuungsperson, die das Hirn deines Kindes mit den aus der Schule geschickten Aufgaben am Laufen halten kann.
Artikel 8 Maach et jot, ävver nit ze off!
= Mach es gut, aber nicht zu oft!
Achte auf deine Gesundheit und übertreibe es nicht.
Das gilt insbesondere für die HändeDESINFEKTION. HändeWASCHEN ist super, das macht ihr bitte nach jedem Körperkontakt außerhalb der Familie und jedes Mal, wenn ihr nach Hause kommt. Aber mit zu viel Desinfektionsmittel züchtet ihr nur resistente Keime. Und die will keiner von uns haben!
Artikel 9 Wat soll dä Quatsch?
= Was soll der Quatsch?
Diese Frage passt auf fast jede Situation. Selbst wenn du sie nur sagst, um etwas Zeit zu gewinnen.
Es gibt keinen klugen Grund, Toilettenpapier zu hamstern. Covid-19 kann viel, bleibt aber eine Erkrankung der Atemwege und führt selbst bei den schlimmsten Fällen nicht zu wochenlangem Durchfall.
Artikel 10 Drink doch ene mit!
= Trink doch einen mit!
Sei hilfsbereit.
Achte darauf, dass keiner vereinsamt, weil er zu einer Risikogruppe gehört oder allein lebt. Biete Nachbarschaftshilfe fürs Einkaufen, die Hunderunde oder ähnliches an. (Und bitte bei mir melden, wenn ich dir ein Fläschchen selbstgemachten Quittenlikör auf die Fußmatte stellen soll, Alkohol ist ja sicherlich – in Maßen – auch innerlich gut gegen Keime 😉 )
Artikel 11 Do laachste dich kapott!
= Da lachst du dich kaputt!
Verliere nie deinen Humor.
Auch eine dramatische Lage wie diese lässt sich mit Humor leichter ertragen. Mach dich lustig über die Bekloppten, die 20 Packungen Mehl einkaufen, obwohl sie noch nie gebacken haben. Lach mit deinen Kindern darüber, dass sie ihren Fernunterricht im Schlafanzug durchziehen und ihr bei den Mathehausaufgaben laut „In dr Kaijass Numero Null“ gröhlt (ja, korrekt, 3 x 0 = 0 bliev 0!)
(11 Artikel – weil 11 die Lieblingszahl der Kölner ist)
So schön geschrieben. Et kölsche Grundgestz pass immer!
Rischtisch