Ihr Lieben, ich schreibe heute in eigener Sache.
Unsere finanzielle Lage ist stark davon abhängig, dass keiner der Verlage, für die ich schreibe, in die Insolvenz rutscht. Dann kann ich für diesen Verlag keine neuen Bücher schreiben. Das ist schlimm. Der Verlag kann aber auch keine Honorare für bereits veröffentlichte Bücher auszahlen, obwohl ich dafür bereits Ausgaben für die Recherchetouren hatte und zum Teil auch schon etliche Bücher verkauft wurden.
Außerdem ist es wichtig, dass die kleinen Buchhandlungen überleben. Denn nur dort gibt es fachkundige Beratung, wenn ihr nicht genau wisst, welcher der zwei Dutzend Dolomiten-Wanderführer zu euch passt oder mit welchem Buch ihr einem outdoorbegeisterten Kommunionkind eine Freude machen könnt.
Doch momentan finde ich fast jeden Tag eine Hiobsbotschaft in meinem Postfach.
Verlage
Der Droste Verlag* teilt mir mit, dass die Wanderungen für die Seele im Westerwald zwar fertig sind. Sie gehen aber momentan nicht in den Verkauf gehen, weil die meisten lokalen Buchhandlungen geschlossen haben und das Buch dann unverkauft unter gehen würde. Heute kam sogar der Karton mit meinen Autorenexemplaren bei mir an. Ich kann also schon darin herumblättern, aber sie werden nicht verkauft !!!
Der Conrad Stein Verlag* schreibt uns Autoren in einer Mail: „Seit Mitte März die Buchhandlungen genau wie viele andere Geschäfte geschlossen wurden, bewegen sich unsere Umsätze gen null. Selbst Amazon kauft und verschickt keine Bücher mehr, weil sie sich auf haushaltsrelevante Waren konzentrieren. Die Nachfrage nach Reiseliteratur ist darüber hinaus komplett eingebrochen, Anzeigenkunden können ihre Anzeigen in den Büchern nicht mehr zahlen, Buchhandlungen ihre Rechnungen nicht und und und.“ Deshalb hat die Verlegerin Kurzarbeit angemeldet und wird uns Autoren im die im Mai fälligen Honorare nicht zahlen können.
Ganz schlecht steht es für Annette im Peter Meyer Verlag*. Nach Peters Tod im vergangenen Jahr hat sie nun den nächsten schweren Schicksalsschlag zu erleiden, denn auch bei ihr sind Einnahmen seit Anfang März ebenfalls fast auf den Nullpunkt gesunken, aber die Ausgaben laufen weiter.
Buchläden
Auch vielen Buchhändlern wird ziemlich bald die Puste ausgehen. Sie mussten ihre Geschäfte schließen, können ihre gute Beratung nicht fortsetzen und werden bald eingehen, während sich der Riese Amazon* doof und dusselig verdient und selbst Buch-Stammkunden verprellt, indem er nun Mehl (das Kilo für 7 Euro), Klopapier und Hygieneartikel bevorzugt versendet, weil er dabei aktuell wahrscheinlich die größten Gewinnspannen hat.
Viele Buchhandlungen bieten telefonische Beratung und einen kostenlosen Lieferservice an, ich weiß dies z.B. von der Goltsteinbuchhandlung*, die zur Zeit nach Absprache den ganzen Kölner Süden persönlich beliefert und den Kunden von weiter Weg die bestellten Bücher per Post schickt. Bitte schaut euch um, bestimmt gibt es eine solche Buchhandlung auch in eurer Nähe.
Amazon* bringt wohl inzwischen schon einen Warnhinweis „Die Lieferung in Ihrer Region wird sich verzögern“, wenn man ein Buch in den virtuellen Einkaufswagen legt. Also sollten wir wie die armen, überlasteten Geldzähler bei Amazon doch besser etwas schonen und Bücher telefonisch oder per Mail in der örtlichen Buchhandlung oder unmittelbar im Verlag bestellen.
Was tun?
(1) weiterhin Bücher kaufen
Jedes Buch, das ihr begehrt, lässt sich direkt beim Verlag bestellen, die meisten auch beim Autor. (Ja, das war ein Wink mit dem Zaunpfahl!)
Keiner von uns kann allein die Coronakrise beenden oder die Welt retten. Aber bitte rettet eure Lieblingsbuchhandlung, euren Lieblingsverlag – und damit uns Autoren. Bestellt jetzt dort Bücher, damit ihr nach der Krise dort überhaupt noch bestellen könnt!
Wenn wir zuhause fest sitzen, ist es doch auch wunderschön, in einem Reiseführer zu blättern und sich gemütlich in die Vorfreude auf die nächste mögliche Reise einzukuscheln.
Viele Reiseführer-Verlage haben auch Fernwehschmöker, Reiseerlebnisse oder Sprachführer in ihrem Verlagsprogramm. Wir haben uns grade erst über eine Mischung aus Ratgeber und Anekdoten namens Womo Sapiens* amüsiert.
Wer zum Beispiel aktuell nicht in die Eifel reisen kann, mag vielleicht meine Anekdoten oder Weihnachtsgeschichten aus der Eifel lesen.
Vielleicht ist für euch jetzt auch die Zeit der Bildbände, denn vor lauter Lektüre der reinen Reisetipps hat man ja für Bildbände oft viel zu wenig Zeit. Ich könnte dazu ganz kleine handliche Bildbände über die Eifel, Bonn und Köln beisteuern.
Wir können einen Outdoorführer namens Trekkingküche ultraleicht* oder andere Outdoor-Kochbücher bei trockenem Wetter auch auf dem Balkon oder im Garten auf ihre Praxistauglichkeit prüfen. Vielleicht überlegen wir auch anhand eines Geocaching-Führers, wie wir ein ganz besonderes eigenes Geocache bauen. Oder wir bestellen bei der Buchhandlung oder dem Verlag unseres Vertrauens ein Hörbuch für gemütliche Stunden mit geschlossenen Augen im Garten oder auf dem Balkon.
(2) Rezensionen schreiben
Viele von euch haben nun mehr Zeit zum Lesen. Bitte seid doch so gut und schreibt zu eurer Lektüre auch Rezensionen. Egal wo. Gerne auch bei Amazon*, Thalia* & Co. Damit verhelft ihr insbesondere kleinen Verlagen und unbekannten Autoren zu mehr Aufmerksamkeit bei der breiten Masse. Und positive Rezis sind auch wie Applaus für den Autor, das hatte ich ja vor einiger Zeit schon einmal geschrieben.
(3) Werbung machen
Macht Werbung für eure Lieblingsbücher, Lieblingsautoren, Lieblingsverlage und Lieblingsbuchhandlungen, indem ihr über sie schreibt und sprecht. Bei Instagram*, Facebook*, WhatsApp* und anderen Social Media. In Telefonaten und Überdengartenzaungesprächen mit dem Nachbarn. Ich erfuhr z.B. in einer WhatsApp*-Gruppe einer Charity-Gemeinschaft, dass die oben genannte Buchhandlung Bücher persönlich ausliefert, so wie man es sonst nur von Apotheken kennt.
(4) Werdet kreativ!
Was fällt euch sonst noch ein?
Und wer? Wie geht es eurem Lieblingsitaliener, dem Schuhgeschäft um die Ecke und dem Hotel, in dem Ihr Stammgast seid?
Bitte kümmert euch. Wir haben jetzt viel Zeit, um Dinge in die richtige Bahn zu lenken. Zeit zum Jammern haben wir nicht, wenn wir diejenigen retten wollen, die uns wichtig sind.
*Werbung? Ja natürlich! Und zwar aus voller Überzeugung und ohne Gegenleistung (auch nicht von den Verlagen, die zahlen mir ein Honorar pro Buch und nicht für die Erwähnung im Blog)
Bein Amazon kann man nur noch Rezensionen schreiben, wenn man auch das Buch bei Amazon gekauft hat.
Ich kaufe aber die Bücher in der Rather Bücherstube. Jetzt haben sie geschlossen, nehmen aber Bestellungen an und liefern aus.
Das stimmt so nicht. Ich kann auch für Bücher Rezensionen schreiben, die ich nicht dort gekauft habe, z.B. weil ich sie geschenkt bekommen, bei Vorablesen gewonnen oder woanders gekauft habe. Einziger Unterschied ist, dass dann nicht „verifizierter Kauf“ daneben steht.
Rather Bücherstube: großartig!
Ich habe immer ein Liste von Büchern die ich gerne Lesen will und so habe ich auch letzte Woche eines davon bestellt und dabei auch auf eine Bestellung bei A***zon verzichtet. Ich werde morgen mal schauen welche Bücher ich ggf bei PeterMeyer oder beim Outdoorverlag erstehen kann und sei es nur um sie dann irgendwann freizulassen. Auch werde ich meinen Buchbestand sichten und sehen wo ich noch eine Rezi zu schreiben kann. Morgen soll ja ds Wetter eh eher für InDoor sprechen.
Ich habe gerade heute die Lieferung einer Solidaritätsbestellung von meiner kleinen, inhabergeführten Stammbuchhandlung bekommen. Die Chefin mailte mir, daß sie vermutlich einer der wenigen geschlossenen Läden seien, die trotzdem gut beschäftigt seien. Sie liegen nicht an der Haupteinkaufsmeile in Essen und das Stammpublikum fällt wohl – pasend zum Sortiment – vorwiegend in die Kategorie „Bildungsbürgertum“. Deshalb hoffe ich wirklich, daß es sich für sie auszahlt, die meisten ihrer Kunden persönlich zu kennen. Ich werde auch über die nächsten Wochen weiter Bücher kaufen, von denen ich nicht weiß, wann ich sie lesen werde. Aber ich hätte halt gerne nach der Corona-Krise nicht nur eine nicht völlig verödete Innenstadt, sondern eben auch und vor allem meine Lieblingsbuchhandlung in Betrieb.
Aus dem gleichen Grund habe ich auch die kleine Hausrösterei, bei der ich seit einiger Zeit meinen Kaffee kaufe, über ihren Online-Shop kontaktiert und meine Vorräte aufgefrischt. Und mein Weinhändler hat auch auf Liefern/Versenden umgestellt. Ich hoffe wirklich, daß all diese kleinen Läden diese Krise überleben und tue dazu, was ich leisten kann. Muß ich halt ein paar Flaschen Wein und Tassen Kaffee mehr trinken …
Wein & Kaffee klingt gut. Nach der Coronazeit komme ich gerne rüber
und helfe beim Vernichten der Vorräte 😉
Liebe Ingrid,
Auf dein Buch vom Westerwald habe ich schon gewartet! Dann werde ich es mir malganz schnell beim Verlag bestellen :-).
Liebe Grüße, haltet die Ohren steif!
Myria Aurora
Ach, das ist ja lieb von dir. Vielen Dank. Ich hatte dich auch auf die Liste der Multiplikatoren gesetzt.
Wenn die noch nicht bereit sind, dir eins zu schicken, melde dich kurz, dann bekommst du eins von meinen Raritäten.
Liebe Ingrid,
der Droste-Verlag liefert noch keine Bücher vor Erscheinen aus.
Ich muss mich also gedulden…
Aber ich gehe trotzdem im Westerwald wandern 🙂 Allein!
Liebe Grüße, bleibt alle gesund!
Myria
Nein, musst du nicht. Ich schick dir eins. Geht heute noch in den Kasten.
Hallo Ingrid !
Schön das es jetzt aus der Reihe Wanderungen für die Seele auch etwas zum Westerwald gibt. 4 Stück aus dieser Serie habe ich schon und jetzt wird der Westerwald dazu kommen auch wenn er von mir zu Hause aus eine längere Anfahrt hat.
Was den Bücherkauf anbelangt so schaue ich mir die online bei Amazon an kaufe sie im online-shop meines lokalen Händlers. Dort hole ich mir das Buch im Laden ab. Spart Sprit und ich habe wieder eine Strecke zum laufen
Gruß
Helmut
Lieber Helmut, ich danke dir sehr für deine Einstellung zu lokalen Händlern. Und deiner hat bestimmt die Schließzeit überstanden, wenn er mehr von deiner Sorte hat. Viel Vergnügen beim nun wieder möglichen live-Einkauf.